Arbeit 4.0
am 28. April
Auf Augenhöhe — Das Science Café in München

Übersicht

Dieses Science Café ist bereits vorbei. Wir informieren Sie gerne über zukünftige Science Cafés, tragen Sie sich dazu in unsere Mailingliste ein.

Thema Arbeit 4.0
Datum
Ort


Bergmannstraße 33
80339 München

U4/U5 Schwanthalerhöhe oder Heimeranplatz

Veranstaltung

Diskussion mit Herrn Bareiss
Diskussion mit Herrn Bareiss

Ist Arbeit überhaupt noch zeitgemäß? – Es wird uns auch in nächster Zeit nichts anderes übrig bleiben, als jeden Tag zur Arbeit zu gehen oder eventuell von zu Hause aus zu arbeiten. Maschinen haben uns die Arbeit bisher nicht abgenommen, aber sie sind aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Alles wird immer flexibler, wir werden öfter den Arbeitsplatz wechseln müssen und damit vielleicht auch den Ort an dem wir leben. Aber wie wird sich die Arbeit selbst verändern? Inwiefern hat sie das bereits? Was bedeutet eigentlich Industrie 4.0? Was können die intelligenten Maschinen? Können akademische Berufe wirklich auch von Maschinen übernommen werden? Welche alternativen Arbeitskonzepte gibt es? Diese und viele andere Fragen gehen seit einiger Zeit durch die Medien, bei uns haben Sie die Möglichkeit, Ihre konkreten Fragen und Anliegen mit unseren Referent.innen zu besprechen. Wir bieten Ihnen keine Podiumsdiskussion, sondern Information, Austausch und Diskussion auf Augenhöhe.

Diskussion mit Frau Schütt
Diskussion mit Frau Schütt

 

Die Veranstaltung war  diesmal weniger gut besucht, als beim letzten Mal. Das hat uns eine besonders gute Diskussionsatmosphäre ermöglicht. Die Diskussionen gingen bis weit über das offizielle Ende hinaus, die Gäste und Referenten äußerten sich begeistert über den Abend. Vielen Dank, dass Sie da waren. In Kürze werden wir hier einen kurzen Bericht veröffentlichen und die Ergebnisse der Umfrage präsentieren.


Die Referent.innen waren:

Herr Schönherr im Gespräch mit Gästen
Herr Schönherr im Gespräch mit Gästen
Herr Mainzer im Gespräch
Herr Mainzer im Gespräch

Umfrage

Um auf dem Science Café auch weiterführende Informationen und ein Stimmungsbild präsentieren zu können hat Auf Augenhöhe eine Umfrage zum Thema veranstaltet. Vielen Dank an alle Teilnehmer.innen! Die Ergebnisse wurden auf der Veranstaltung präsentiert und nun auch hier auf unserer Website.

 

Was bedeutet Industrie 4.0?

Was verstehen Sie unter der Digitalisierung der Arbeitswelt?

Wie würden Sie die Arbeit verändern?

Zitate

Zusätzlich haben wir die folgenden aktuellen und historischen Zitate zum Thema gesammelt und auf der Veranstaltung präsentiert.

Es mag bald ein Punkt erreicht werden, vielleicht viel eher, als es uns selbst klar wird, an dem diese Bedürfnisse in dem Sinne befriedigt sind, daß wir es vorziehen, unsere weiteren Kräfte nicht-wirtschaftlichen Zwecken zu widmen.

Wenn die wirtschaftliche Aufgabe gelöst ist, wird die Menschheit eines ihrer herkömmlichen Zwecke beraubt sein. [...] Aber Achtung! Noch ist die Zeit für all dies nicht gekommen. Für wenigstens hundert Jahre müssen wir uns selbst und allen anderen vormachen, daß schön wüst ist und das Wüste schön, denn das Wüste ist nützlich und das Schöne ist es nicht. Geiz, Wucher und Vorsorge müssen für eine kleine Weile noch unsere Götter sein. Denn nur sie können uns aus dem Stollen der wirtschaftlichen Notwendigkeit in das Tageslicht führen.

John Maynard Keynes, Ökonom 1930

Die Maschine war bis um 1925 abstoßend häßlich, lärmend und brutal; sie wird feinnerviger, leiser und anpassungsfähiger. Sie strebt sogar nach Schönheit ‒ ein Zeichen für ihre Anpassung an den Menschen; vor allem strebt sie jedoch darnach, die automatische Arbeit selbst zu verrichten und die regelmäßigen immer gleichen Handgriffe des Menschen überflüssig zu machen […]. Der Mensch beschränkt sich mehr und mehr auf die Aufgaben der Einstellung und Reparatur, die niemals entwürdigend sind und im allgemeinen sogar Nachdenken und selbstständige Entschlüsse fordern. So verläßt der Mensch nach und nach die knechtischen Tätigkeiten zugunsten geistiger Aufgaben.

Jean Fourastié, Ökonom, 1952

An Stelle von Dauer, Haltbarkeit, Bestand, die Ideale von Homo faber, des Weltbildners, ist das Ideal des Animal laborans getreten, das, wenn es träumt, sich den Überfluß eines Schlaraffenlandes erträumt. Das Ideal der Arbeitsgesellschaft kann nur der Überfluß sein, die Steigerung der Fruchtbarkeit, die in der Arbeit gegeben ist.

Da die Menschen der Notdurft des Lebens unterworfen sind, können sie nur frei werden, indem sie andere unterwerfen und sie mit Gewalt zwingen, die Notdurft des Lebens für sie zu tragen.

Noch das raffinierteste Werkzeug bleibt Diener seines Herrn, unfähig die Hand zu leiten oder sie zu ersetzen. Aber selbst die primitivste Maschine leitet die Arbeit des Körpers, bis sie sie schließlich ganz und gar ersetzt.

Hannah Arendt, Philosophin, 1960

Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört.

Karl Marx, Philosoph und Ökonom, 1867

Work is the source of nearly all the misery in the world. Almost any evil you'd care to name comes from working or from living in a world designed for work. In order to stop suffering, we have to stop working.

[Arbeit ist die Ursache von fast jedem Elend in der Welt. So gut wie jedes Übel, das dich belastet kommt vom Arbeiten oder dem Leben in einer auf Arbeit ausgerichteten Welt. Um das Leiden zu beenden, müssen wir aufhören zu arbeiten.]

Bob Black, Anarchist und Autor, 1985

Effizienz, Manipulation- und Kontrollfähigkeit ‒ diese Eigenschaften der Maschine waren und sind prädestiniert für den herrschaftlichen Gebrauch, für die Ausübung, Stabilisierung, Perfektionierung und Vermehrung von Macht, Ausbeutung und Unterdrückung.

Claus Eurich, Journalist, 1988

Heute sind an die Stelle der reichen »Müßiggänger« die reichen »Workaholics« getreten. Sozialer Status kommt nicht mehr darin zum Ausdruck, dass jemand nicht arbeiten muss. In unserer Wettbewerbsgesellschaft müssen Menschen, die begabt sind, aber nicht reich, härter arbeiten, um den Status zu erlangen, den früher Menschen, die reich waren, aber nicht begabt, mühelos einnahmen. Die Umkehrung der traditionellen Beziehung zwischen Arbeit und Einkommen ist ein guter Grund, zu vermuten, dass wir keineswegs auf eine Zukunft ohne Arbeit zusteuern.

Robert und Edward Skidelsky, Philosophen und Ökonomen 2013

But rather than allowing a massive reduction of working hours to free the worldʼs population to pursue their own projects,pleasures, visions, and ideas, we have seen the ballooning not even so much of the  ›service‹ sector as of the administrative sector.

[Aber anstatt eine massive Reduzierung der Arbeitszeit zu erlauben, um der Weltbevölkerung zu ermöglichen ihre eigenen Projekte, Wünsche, Visionen und Ideen zu verwirklichen, wurden wir Zeugen eines sich aufblähenden administrativen Sektors, der sogar den Dienstleistungssektor übertrifft.]

David Graeber, Antrophologe und Autor, 2013

Momentan beschränkt sich die Autonomie des Systems und der Geräte noch weitgehend auf motorische Abläufe. Aber mit dem Fortschritt in der Robotik, der Automatik und der künstlichen Intelligenz werden die Systeme in Zukunft immer stärker autonom arbeiten. Da kann man sich schon Szenarien vorstellen, bei denen später Systeme selbst Entscheidungen übernehmen. Ein Beispiel, wo das jetzt schon der Fall ist, ist der Hochfrequenzhandel bei Banken. Computerprogramme können ja sehr viel schneller als Menschen bestimmte Veränderungen an den Börsen erkennen und reagieren auf diese dann automatisch. Ähnliches ist für die Zukunft auch in industriellen Abläufen denkbar.

Klaus Mainzer, Wissenschaftsphilosoph, 2014

Die Arbeit der Zukunft wird vor allem davon geprägt sein, dass wir nicht von den Computern ersetzt werden, aber auch wir nicht die Computer ersetzen, sondern dass wir eine Kooperation haben werden. […] Der gute Arbeitsplatz der Zukunft ist ein Mensch-MaschinenTandem; möglichst gut aufeinander abgestimmt und diejenigen, die das beherrschen, werden auch im Arbeitsmarkt der Zukunft sehr gut klarkommen.

Christoph Kucklick, Soziologe und Autor, 2015

Nichts ist so unerträglich für den Menschen, als sich in einer vollkommenen Ruhe zu befinden, ohne Leidenschaft, ohne Geschäfte, ohne Zerstreuung, ohne Beschäftigung. Er wird dann sein Nichts fühlen, seine Preisgegebenheit, seine Unzulänglichkeit, seine Abhängigkeit, seine Ohnmacht, seine Leere. Unaufhörlich wird aus dem Grund seiner Seele der Ennui aufsteigen, die Schwärze, die Traurigkeit, der Kummer, der Verzicht, die Verzweiflung.

Blaise Pascal, Mathematiker, 1654

[Für Industrie 4.0 stehen] der Roboter, der zum Kollegen des Menschen wird; er kommt hinter dem Schutzzaun hervor und arbeitet mit ihm im Team zusammen.

Jochen Köckler, Vorstand Deutsche Messe, 2015

Die Zukunft ist gar nicht so schwer vorherzusehen, wie man manchmal glaubt. Immer mehr Computer beziehungsweise Roboter werden in den nächsten Jahren noch viel mehr menschliche Tätigkeiten ersetzen. Und Arbeitsplätze vernichten. Düster sieht es für Berufe aus, die mit vergleichsweise einfachen Verwaltungsaufgaben zu tun haben, die Computer untereinander ebenso gut abwickeln können: Das reicht von einzelnen Bestellvorgängen über Abläufe in der Buchhaltung bis hin zu Angestellten am Bankschalter […]. Für alle anderen gilt, dass Berufe, die spezielles handwerkliches Wissen erfordern, das ein Roboter so schnell vor allem manuell nicht nachahmen kann, wieder interessanter werden. Hier lassen sich Berufe wie Gärtner oder Alten- und Krankenpfleger nennen.

Carsten Knop, Journalist FAZ, 2014

Technologie wird es der Menschheit zum ersten Mal ermöglichen, ihre Zeit mit den Dingen zu verbringen, die ihnen wichtig sind, für die sie eine Leidenschaft mitbringen und die es ihnen erlauben, sich selbst zu verwirklichen - während ihre Grundbedürfnisse durch intelligente Maschinen gesichert werden. die Gefahr, dass Menschen faul werden und verkümmern, wenn sie niemand mehr um 6:00 Uhr früh dazu zwingt, zu ihrer mitunter gehassten Arbeit zu fahren? Vielleicht ja, vielleicht nein. Ob dies so kommt, liegt in unserer Hand und hängt von der Gestaltung der neuen Strukturen ab.

Martin Weigert, Journalist, 2011 

Bullshit-Jobs

Der Text On the  Phenomenon of Bullshit Jobs (von David Graeber), den wir auf der Veranstaltung ausliegen hatten, ist im Strike! Magazine erschienen und kann online gelesen werden.

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