Müll?!
am 02. Februar
Auf Augenhöhe — Das Science Café in München

Übersicht

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Thema Müll?!
Datum
Ort


Bergmannstraße 33
80339 München

Veranstaltung

Müll ist überall: Daheim in der Küche, draußen auf der Straße, im Park, im Wald, in der U-Bahn, im Meer und so weiter. Aber was ist überhaupt Müll? Wodurch wird ein Gegenstand zu Müll? Und was ist so schlecht daran? Wie können wir Müll vermeiden? Was passiert mit dem Müll, nachdem wir ihn in die Tonne entsorgt haben? Muss es zwangsläufig Müll geben, oder könnten wir auch leben, ohne Müll zu produzieren? Diesen und vielen anderen Fragen wollten wir uns beim Science Café zum Thema »Müll« widmen.

Unsere Referent.innen waren diesmal:

Bericht von Lisa Krammel

Timon Gruber musste viele Fragen beantworten
Dr.-Ing. Timon Gruber stellte sich vielen kritischen Fragen

Von 69 Befragten, die im Vorfeld an unserer Umfrage teilgenommen haben, gaben 95% an, entweder »immer«, oder zumindest »oft« ihren Müll zu trennen. Aus den offenen Fragen im Anschluss ging aber auch hervor, dass viele daran zweifeln, das Mülltrennung etwas bringt, oder ob der getrennte Plastikmüll nicht sogar wieder zusammen mit dem Restmüll in die Verbrennungsanlage kommt, anstatt recycelt zu werden. Dr.-Ing. Timon Gruber vom Abfallwirtschaftsbetrieb München musste sich deshalb in der Diskussion am Wirtshaustisch vielen kritischen Fragen stellen. In seinem Impulsvortrag erklärte er, was mit dem Abfall aus der Restmülltonne und dem Biomüll geschieht. Der Restmüll wandert in eine Verbrennungsanlage und erzeugt dort 20% der Münchner Fernwärme. 30% des Abfalls verbrennen nicht, sondern wandern als Schlacke auf die Deponie. Der Bioabfall aus der der braunen Tonne wird in einer Trockenfermentationsanlage zu Strom, Wärme und Kompost umgewandelt. Der Kompost kann im Anschluß zu Erde weiterverarbeitet werden.

Petra Beck im Gespräch
Petra Beck im Gespräch über Selfstorage-Häuser

Unser Hausmüll kann demnach größtenteils verbrannt bzw. vergärt werden. Aber was passiert mit all den anderen Dingen, die unseren Alltag begleiten und die wir irgendwann nicht mehr brauchen? Entweder, weil sie kaputt sind oder nicht mehr modern, weil sie unserem Alltag nicht mehr entsprechen oder einfach weil wir uns an ihnen satt gesehen haben? Die Kulturanthropologin und Doktorandin an der TU München im Forschungsbereich Wissenschafts- und Technologiepolitik Petra Beck hat sich in ihrer Forschung mit »Selfstorage-Häusern« auseinandergesetzt. In diesen fensterlosen Häusern lagern Menschen Dinge, die nicht mehr brauchen oder die in den Wohnungen keinen Platz mehr haben. Weihnachtsschmuck und Sportgeräte sind übliche Gegenstände, die dort gelagert werden, aber auch kuriosere Dinge finden dort eine vorübergehende Bleibe. Die Nachfrage nach Lagerräumen steigt: So viele Dinge wie nie zuvor werden nicht mehr gebraucht und trotzdem wollen sich die Menschen nicht endgültig von ihnen trennen. Fax-Geräte, die eigentlich noch funktionieren, aber längst durch die Möglichkeiten des Internets überflüssig geworden sind, warten in den kleinen Lagerabteilen auf ihre Entsorgung. Die Dinge sind voller persönlicher Erinnerungen und es fällt den Besitzern meist schwer, sich endgültig von ihnen zu trennen. Die »Selfstorage-Häuser« dienen da oft als Zwischenlösung – und vielleicht kann doch noch irgendwann, irgendwer die Dinge brauchen?

Philipp Sperle von Cradle to Cradle
Philipp Sperle von Cradle to Cradle

Warum gestalten wir Produkte nicht einfach so, dass sie gar nicht erst veralten können? Der Verein Cradle-to-Cradle (zu Deutsch: von der Wiege zur Wiege) beschäftigt sich mit innovativen Design-Konzepten für eine gesunde Umwelt ohne Müll. Philipp Sperle ist Sprecher der Regionalgruppe München und erklärte beim Science Café die Idee, die hinter Cradle-to-Cradle steckt. Es geht darum Produkte zu kreieren, die möglichst zu 100% aus recyceltem Material bestehen, und auch wieder komplett zersetzt werden können. Zum Beispiel würden bereits viele Reinigungsmittel der Marke »Frosch« dieses Prinzip bereits verfolgen. Aber auch Handys, Fernseher, Teppiche und sogar Baustoffe sollen in Zukunft so hergestellt werden können, dass sämtliche Materialien darin getrennt und wiederverwertet werden können. Die Geschäftsidee dahinter: Ein Unternehmen verkauft seine Produkte nicht mehr, sondern nur noch eine bestimmte Nutzungszeit, zum Beispiel hundert-tausend Stunden Fernsehen. Nach tausend Stunden holt das Unternehmen den Fernseher wieder ab und bringt ein neueres Modell mit. Das alte Gerät wird dann auseinandergenommen und das Material kann zur Erstellung von neuen Produkten verwendet werden.

Stephanie Schmitz von der Werkbox3
Stephanie Schmitz von der Werkbox3

Wer bis dahin nicht warten kann und schon jetzt aus alten Dingen wieder wunderbare neue Dinge zaubern will, oder einfach nur den kaputten Fön reparieren will, wendet sich am Besten an die WerkBox3 in München. Stephanie Schmitz, Vorstand des Vereins, hat beim Science Café die Idee der offenen Werkstatt am Ostbahnhof vorgestellt. Die WerkBox3 ist zu großen Teilen mit Materialen eingerichtet, die andere weggeworfen oder verschenkt haben. Die Einrichtung besteht aus Holzbalken und Einweg-Paletten und seit neuestem gibt es in der Werkstatt sogar eine Siebdruckmaschine, die andere nicht mehr brauchen, mit der in der Werkbox neue Kunstwerke geschaffen werden. Aus den Paletten wurden Boxen gebaut, die man zur Aufbewahrung von Material und Werkzeug mieten kann, und in der Werkstatt ist genügend Platz zum Sägen und Schrauben, Schweißen und Siebdrucken. Es gibt Kurse, um Interessierten die Bedienung der Werkzeuge näher zu bringen, und im Repair-Café, das einmal im Monat stattfindet, helfen begeisterte Tüftler dabei, kaputte Haushaltsgeräte wieder zum Leben zu erwecken.

Die meisten unserer Gäste empfinden Müll als Problem und wollen etwas dagegen tun, viele sind sogar bereits in Projekten engagiert, die Müll vermeiden oder verwerten wollen. Die Veranstaltung war diesmal sehr gut besucht, die Referent.innen mussten sehr viele Fragen beantworten und leider kam nicht jeder und jede zum Zug, da der Andrang sehr groß war. Aber auch unsere kleine Ausstellung fand viel Aufmerksamkeit und es entstanden auch einige Diskussionsrunden ohne Referent.innen, denn unter unseren Gästen waren tauchten echte »Müll-Expert.innen« auf.

Umfrage

Hier die Ergebnisse unserer Umfrage zum Thema Müll:

Umfrageergebnis zu: 'Trennen Sie Müll?'Umfrageergebnis zu: 'Was trennen Sie?'

Umfrageergebnis zu: 'Legen Sie Wert darauf, möglichst verpackungsfrei einzukaufen?'Antworten zu: 'Legen Sie Wert darauf, möglichst verpackungsfrei einzukaufen?'

Umfrageergebnis zu: 'Was glauben Sie, wie viel Prozent einer Enrte auf Grund von Schönheitsfehlern bzw. fehlender Nachfrage nie im Geschäft landet?'Umfrageergebnis zu: 'Wird das Thema Müll in der Gesellschaft genug beachtet?'

Meinungen zu: 'Wird das Thema Müll in der Gesellschaft genug beachtet?'

Weitere Meinungen zu: 'Wird das Thema Müll in der Gesellschaft genug beachtet?'

Würden Sie sich mehr Aufklärung bzw. Informationen wünschen?

  • Ja, es sollte auch in der Schule unterrichtet werden.
  • Wie weit ist das Projekt des jungen Mannes, der ein System entwickelt hat, das in 5 Jahren das komplette Meer müllfrei machen würde, gediehen?
  • Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, ob ich diese tatsächlich nutzen würde.

Können wir so weiter machen? Was passiert wenn sich nichts ändert?

  • Funktioniert der Status Quo langfristig?
  • Was nutzt es weniger Müll zu produzieren?
  • Was sind Folgen von unseren enormen Müllbergen?
  • Wie weit sind wir von einer 100 %igen Kreislaufwirtschaft entfernt sind.

Mülltrennung

  • Warum wird in München nicht nach Recycling und Restmüll getrennt, sondern alles in eine Tonne geworfen?
  • Keiner den man fragt, kann Auskunft geben was denn nun wirklich getrennt werden muss und was wirklich recycelt wird.
  • Es fehlt die Info, was mit dem getrennten Müll passiert. Vielfach gibt es dazu kritische Sendungen im Fernsehen, die aufzeigen, dass der von der Bevölkerung getrennte Müll letztendlich wieder gemeinsam auf Halde landet, also nicht weiter verarbeitet wird. Hierzu bedarf es offensichtlich Aufklärung bei den Vertretern von Städten und Gemeinden.
  • Wo ist denn Müllvermeidung tatsächlich sinnvoll? Import von Müll für die Energiegewinnung aufgrund zu wenig "regionalem" Müll ist ja nicht sinnvoll.
  • Was genau passiert mit dem getrennten Mülltrennung? Kurze, knappe Infos hierzu wären sinnvoll, damit sich noch mehr Menschen mit dem Thema Müll auseinandersetzen und vielleicht noch mehr darauf achten wirklich Müll zu trennen.
  • Was genau hat es mit Plastikmüll in München auf sich? Von offizieller Seite scheint es keine Rolle zu spielen, ob man den Plastikmüll in die Recyclingcontainer wirft oder in den Restmüll.
  • Was passiert im Müllverbrennungskraftwerk?
  • Was geschieht mit dem Müll? Was geschieht mit den getrennten Wertstoffen?

Verpackung

  • Warum sind unverpackte Lebensmittel immer teurer als verpackte?
  • Was ich total widersinnig findet ist das ausgerechnet Bioobst/Gemüse im Supermarkt abgepackt ist, angeblich um die Ware von der Nicht-Bioware unterscheiden zu können.
  • Ich würde mir mehr Angebot von nicht plastikverpackten Produkten wünschen ohne gleich in einer Plastik-freie Zone einkaufen zu müssen.
  • Warum verkauft Aldi sein Gemüse in mehreren Schichten Plastik?  Hat das was mit public health zu tun?
  • Es braucht nicht nur mehr Aufklärung sondern auch mehr Möglichkeiten für den Endverbraucher verpackungsfrei einzukaufen!!

Mehr Eigenverantwortung

  • Es ist wichtig, dass den Menschen sowohl die Konsequenzen ihres Handelns als auch einfache Wege, um schädlichen Auswirkungen entgegenzuwirken, aufgezeigt werden!
  • Mehr Aufklärung darüber, dass man nicht ökologisch lebt, weil man Müll trennt.

Politische Aktion gefragt

  • Strengere Vorschriften der Politik!
  • Die Politik muss ran.
  • Ich würde mir mehr Sanktionen wünschen, z.B. eine Abgabe auf Plastiktüten.
  • Bessere gesetzliche Vorgaben und eine transparentere Müllwirtschaft.

„Müll“ kostenlos abgeben?

  • Wieso kann man es gesetzlich nicht ermöglichen, dass Geschäfte ihren "Müll" verschenken?
  • Wie weit wurde in Deutschland schon darüber nachgedacht, ein Gesetz (wie es in Frankreich schon besteht) einzuführen nachdem Supermärkte keine Lebensmittel mehr wegschmeißen dürfen?

Links 

Lesenswert:

Verpackungsfrei einkaufen:

Dinge reparieren und wiederverwerten:

Kleider tauschen:

Übrige Lebensmittel weitergeben statt wegwerfen:

Produktdesign und kreatives Engagement:

Müll richtig entsorgen:

Oder gar ganz ohne Müll leben?