Übersicht
Thema | Müll?! |
---|---|
Datum | |
Ort |
Augustiner Bürgerheim |
Thema | Müll?! |
---|---|
Datum | |
Ort |
Augustiner Bürgerheim |
Müll ist überall: Daheim in der Küche, draußen auf der Straße, im Park, im Wald, in der U-Bahn, im Meer und so weiter. Aber was ist überhaupt Müll? Wodurch wird ein Gegenstand zu Müll? Und was ist so schlecht daran? Wie können wir Müll vermeiden? Was passiert mit dem Müll, nachdem wir ihn in die Tonne entsorgt haben? Muss es zwangsläufig Müll geben, oder könnten wir auch leben, ohne Müll zu produzieren? Diesen und vielen anderen Fragen wollten wir uns beim Science Café zum Thema »Müll« widmen.
Unsere Referent.innen waren diesmal:
Bericht von Lisa Krammel
Von 69 Befragten, die im Vorfeld an unserer Umfrage teilgenommen haben, gaben 95% an, entweder »immer«, oder zumindest »oft« ihren Müll zu trennen. Aus den offenen Fragen im Anschluss ging aber auch hervor, dass viele daran zweifeln, das Mülltrennung etwas bringt, oder ob der getrennte Plastikmüll nicht sogar wieder zusammen mit dem Restmüll in die Verbrennungsanlage kommt, anstatt recycelt zu werden. Dr.-Ing. Timon Gruber vom Abfallwirtschaftsbetrieb München musste sich deshalb in der Diskussion am Wirtshaustisch vielen kritischen Fragen stellen. In seinem Impulsvortrag erklärte er, was mit dem Abfall aus der Restmülltonne und dem Biomüll geschieht. Der Restmüll wandert in eine Verbrennungsanlage und erzeugt dort 20% der Münchner Fernwärme. 30% des Abfalls verbrennen nicht, sondern wandern als Schlacke auf die Deponie. Der Bioabfall aus der der braunen Tonne wird in einer Trockenfermentationsanlage zu Strom, Wärme und Kompost umgewandelt. Der Kompost kann im Anschluß zu Erde weiterverarbeitet werden.
Unser Hausmüll kann demnach größtenteils verbrannt bzw. vergärt werden. Aber was passiert mit all den anderen Dingen, die unseren Alltag begleiten und die wir irgendwann nicht mehr brauchen? Entweder, weil sie kaputt sind oder nicht mehr modern, weil sie unserem Alltag nicht mehr entsprechen oder einfach weil wir uns an ihnen satt gesehen haben? Die Kulturanthropologin und Doktorandin an der TU München im Forschungsbereich Wissenschafts- und Technologiepolitik Petra Beck hat sich in ihrer Forschung mit »Selfstorage-Häusern« auseinandergesetzt. In diesen fensterlosen Häusern lagern Menschen Dinge, die nicht mehr brauchen oder die in den Wohnungen keinen Platz mehr haben. Weihnachtsschmuck und Sportgeräte sind übliche Gegenstände, die dort gelagert werden, aber auch kuriosere Dinge finden dort eine vorübergehende Bleibe. Die Nachfrage nach Lagerräumen steigt: So viele Dinge wie nie zuvor werden nicht mehr gebraucht und trotzdem wollen sich die Menschen nicht endgültig von ihnen trennen. Fax-Geräte, die eigentlich noch funktionieren, aber längst durch die Möglichkeiten des Internets überflüssig geworden sind, warten in den kleinen Lagerabteilen auf ihre Entsorgung. Die Dinge sind voller persönlicher Erinnerungen und es fällt den Besitzern meist schwer, sich endgültig von ihnen zu trennen. Die »Selfstorage-Häuser« dienen da oft als Zwischenlösung – und vielleicht kann doch noch irgendwann, irgendwer die Dinge brauchen?
Warum gestalten wir Produkte nicht einfach so, dass sie gar nicht erst veralten können? Der Verein Cradle-to-Cradle (zu Deutsch: von der Wiege zur Wiege) beschäftigt sich mit innovativen Design-Konzepten für eine gesunde Umwelt ohne Müll. Philipp Sperle ist Sprecher der Regionalgruppe München und erklärte beim Science Café die Idee, die hinter Cradle-to-Cradle steckt. Es geht darum Produkte zu kreieren, die möglichst zu 100% aus recyceltem Material bestehen, und auch wieder komplett zersetzt werden können. Zum Beispiel würden bereits viele Reinigungsmittel der Marke »Frosch« dieses Prinzip bereits verfolgen. Aber auch Handys, Fernseher, Teppiche und sogar Baustoffe sollen in Zukunft so hergestellt werden können, dass sämtliche Materialien darin getrennt und wiederverwertet werden können. Die Geschäftsidee dahinter: Ein Unternehmen verkauft seine Produkte nicht mehr, sondern nur noch eine bestimmte Nutzungszeit, zum Beispiel hundert-tausend Stunden Fernsehen. Nach tausend Stunden holt das Unternehmen den Fernseher wieder ab und bringt ein neueres Modell mit. Das alte Gerät wird dann auseinandergenommen und das Material kann zur Erstellung von neuen Produkten verwendet werden.
Wer bis dahin nicht warten kann und schon jetzt aus alten Dingen wieder wunderbare neue Dinge zaubern will, oder einfach nur den kaputten Fön reparieren will, wendet sich am Besten an die WerkBox3 in München. Stephanie Schmitz, Vorstand des Vereins, hat beim Science Café die Idee der offenen Werkstatt am Ostbahnhof vorgestellt. Die WerkBox3 ist zu großen Teilen mit Materialen eingerichtet, die andere weggeworfen oder verschenkt haben. Die Einrichtung besteht aus Holzbalken und Einweg-Paletten und seit neuestem gibt es in der Werkstatt sogar eine Siebdruckmaschine, die andere nicht mehr brauchen, mit der in der Werkbox neue Kunstwerke geschaffen werden. Aus den Paletten wurden Boxen gebaut, die man zur Aufbewahrung von Material und Werkzeug mieten kann, und in der Werkstatt ist genügend Platz zum Sägen und Schrauben, Schweißen und Siebdrucken. Es gibt Kurse, um Interessierten die Bedienung der Werkzeuge näher zu bringen, und im Repair-Café, das einmal im Monat stattfindet, helfen begeisterte Tüftler dabei, kaputte Haushaltsgeräte wieder zum Leben zu erwecken.
Die meisten unserer Gäste empfinden Müll als Problem und wollen etwas dagegen tun, viele sind sogar bereits in Projekten engagiert, die Müll vermeiden oder verwerten wollen. Die Veranstaltung war diesmal sehr gut besucht, die Referent.innen mussten sehr viele Fragen beantworten und leider kam nicht jeder und jede zum Zug, da der Andrang sehr groß war. Aber auch unsere kleine Ausstellung fand viel Aufmerksamkeit und es entstanden auch einige Diskussionsrunden ohne Referent.innen, denn unter unseren Gästen waren tauchten echte »Müll-Expert.innen« auf.
Hier die Ergebnisse unserer Umfrage zum Thema Müll:
Würden Sie sich mehr Aufklärung bzw. Informationen wünschen?
Können wir so weiter machen? Was passiert wenn sich nichts ändert?
Mülltrennung
Verpackung
Mehr Eigenverantwortung
Politische Aktion gefragt
„Müll“ kostenlos abgeben?
Lesenswert:
Verpackungsfrei einkaufen:
Dinge reparieren und wiederverwerten:
Kleider tauschen:
Übrige Lebensmittel weitergeben statt wegwerfen:
Produktdesign und kreatives Engagement:
Müll richtig entsorgen:
Oder gar ganz ohne Müll leben?